(in Kooperation mit Prof. Dr. Giovanni Vian, Universität Ca'Foscari, Venedig; Projektmitarbeit Dr. Francesco Tacchi)
Laufzeit: 1/2018–12/2020
Der deutsche Katholizismus nach 1900 erlebte eine tiefgreifende Krise, die sich vor allem an der Frage der autonomen politischen, sozialen und kulturellen Tätigkeit der Laien sowie der interkonfessionellen Öffnung bei dieser Tätigkeit entzündete. Die Befürworter einer solchen (relativen) Autonomie und Öffnung standen dabei "integralistischen" Kreisen in Theologie und Laienkatholizismus, im Episkopat und nicht zuletzt innerhalb der römischen Kurie gegenüber, die auf strikte konfessionelle Abgrenzung und hierarchische Kontrolle aller Lebensbereiche setzten. Papst Pius X. setzte diese integralistischen Positionen zumal in Italien (Auflösung der Laienorganisation "Opera dei Congressi") und in Frankreich (Verbot des christdemokratischen "Sillon") durch. In Deutschland hingegen konnten sowohl in der Auseinandersetzung um die christlichen Gewerkschaften als auch um den konfessionellen Charakter der Zentrumspartei und nicht zuletzt im "Literaturstreit" um Aufweichungstendenzen innerhalb der katholischen Tendenzliteratur oft kompromisshafte römische Entscheidungen erreicht werden. So wurde in der Enzyklika "Singulari quadam" (1912) wenigstens eine Duldung der interkonfessionellen christlichen Gewerkschaften ausgesprochen. Das Projekt betrachtet diese Auseinandersetzung im europäischen Kontext und rekonstruiert erstmals auf der Basis aller relevanten Akten die innere Meinungsbildung der römischen Kurie im "Integralismus-Streit", dessen Ausgang gewichtige Folgen für die gesellschaftliche Positionierung des deutsche Katholizismus im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts hatte.
Publikationen (Auswahl):
Francesco Tacchi: La Curia romana e la Germania durante la crisi modernista. L’Integralismusstreit tedesco (1900-1914), Rom 2022
Vatikanische Quellen zum deutschen Gewerkschaftsstreit. Die bischöflichen Gutachten und die Entstehung der Enzyklika »Singulari quadam« (1912), bearb. v. Francesco Tacchi (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe A: Quellen, Bd. 60), Paderborn 2022
Claus Arnold, Francesco Tacchi, Giovanni Vian: The Controversy over Integralism in Germany, Italy and France during the Pontificate of Pius X (1903-1914), Turnhout 2024
Im Institut für Mainzer Kirchengeschichte findet vom 2. bis 4. Juli 2015 der vierte Workshop des Akademischen Netzwerkes "Die katholische Kirche, Modernisierung und Moderne in Europa" statt. An dem Netzwerk sind beteiligt die Scuola Normale Superiore in Pisa, die Universität Ca'Foscari Venedig, die École Pratique des Hautes Études/Sorbonne, Paris; das KADOC-Katholische Universität Leuven, das Deutsche Historische Institut Rom und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Thema des diesjährigen Workshops ist das Verhältnis von katholischer Kirche und Sozialismus. Unter anderem wird Francesco Tacchi (Pisa/Mainz) anhand des Beispiels Mainz über Theorie und Praxis der Inkompatibilität von Katholizismus und Sozialismus im 19. und 20. Jahrhundert sprechen. Der Workshop dient auch der weiteren Planung der Aktivität des Netzwerkes, das sich bisher unter anderem mit dem Thema Katholizismus und Nationalismus beschäftigt hat (vgl. Daniele Menozzi (Hg.), Cattolicesimo Nazione e Nazionalismo. Catholicism Nation and Nationalism, Pisa (Edizioni della Normale) 2015).
Am 21. und 22. Mai 2015 findet im Centre d'histoire de Sciences Po / Fondation Jean-Jaurès ein internationales Symposium zum Thema „L'esprit de Vatican II. Catholiques de gauche en Europe occidentale dans les années 60-70“ statt.
Fünfzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils bietet das Symposium Historikern aus verschiedenen europäischen Ländern (Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Portugal, Spanien, Schweiz) Gelegenheit, einen vergleichenden, transnationalen Blick auf die noch wenig erforschte Geschichte des westeuropäischen „progressiven“ bzw. „linken“ Katholizismus der 1960er und 1970er Jahre zu werfen.
Im Rahmen der Villa Vigoni-Gespräche (Deutsch-Italienische Zusammenarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaften) leitet Prof. Dr. Claus Arnold (JGU) in Kooperation mit Prof. Dr. Giovanni Vian und Dr. Raffaella Perin (Universität Ca'Foscari Venedig) eine internationale Tagung zum Thema: Der Pontifikat Pius XI. im Kontext der europäischen Krise: historiographische Probleme.
Im Interview mit dem JGU Magazin gibt Prof. Arnold Einblick in seine Forschung. …
Im Rahmen des am Lehrstuhl angesiedelten DFG-Projekts „Die Rezeption und Umsetzung der Enzyklika Pascendi im Spiegel der Ausführungsberichte bis 1914“ fand vom 12. bis 14. Oktober 2014 fand im Institut für Mainzer Kirchengeschichte ein mit internationalen Wissenschaftlern besetzter Workshop zur Modernismus-Enzyklika „Pascendi“ statt. Lesen Sie dazu einen Bericht auf den Seiten des Bistums Mainz.
Im Rahmen des Graduiertenkollegs „Theologie als Wissenschaft” lud die Professur für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte zu einem Kolloquium „John Henry Newman: Context and Reception” ins Institut für Mainzer Kirchengeschichte ein. Der Visiting Fellow des Kollegs, Dr. Charles Michael Shea (Saint Louis University) sprach über “The Significance of Newman’s Seminary Studies in Rome for His Later Thought”, PD Dr. Andreas Koritensky (Paderborn) über “Newman’s University Sermons as Contribution to Virtue Epistemology” und Dr. Peter Nockles (Manchester) über “Tractarian Receptions of Newman”. Die Teilnehmer des Kolloquiums (von links nach rechts): PD Dr. Andreas Koritensky, Dr. Markus Müller, Alessandro Aprile, Francesco Tacchi, Zachary Purvis, Prof. Dr. Leonhard Hell, Dr. Charles Michael Shea, Prof. Dr. Claus Arnold, Dr. Peter Nockles (nicht im Bild: Prof. Dr. Peter Reifenberg, Dr. Barbara Nichtweiss, Bernhard Starre).
(in Kooperation mit Prof. Dr. Giovanni Vian, Universität Ca'Foscari, Venedig)
Laufzeit: 10/2013–03/2016
In der Enzyklika „Pascendi“ verordnete Papst Pius X. im Jahr 1907 ein Bündel von Maßnahmen zur Repression des sog. „Modernismus“, den er zugleich als qualitativ neue Gesamthäresie der Moderne definierte. Die Bischöfe und Ordensoberen der Weltkirche hatten im Folgejahr 1908 und dann regelmäßíg alle drei Jahre über Ausführung und Erfolg der Maßnahmen Bericht zu erstatten. Das Projekt erhebt erstmals diese in den römischen Archiven verstreuten Ausführungsberichte und wertet sie komparatistisch aus. So entsteht ein internationales Panorama der Breitenwirkung des Antimodernismus bis 1914. Zugleich kommen die unterschiedlichen lokalen Interpretationen und Strategien (zur Immunisierung gegen die Repression wie zu ihrer Maximalisierung) in den Blick. Schließlich eröffnet sich der Blick auf den durchaus konkurrenzbestimmten innerkurialen Umgang mit den Berichten und auf ihre Bedeutung für die weitere antimodernistische Pragmatik unter Pius X.
Publikation:
Claus Arnold/Giovanni Vian (Hg.): The Reception and Application of the Encyclical Pascendi. The Reports of the Diocesan Bishops and the Superiors of the Religious Orders until 1914 (Studi di Storia 3), Venedig 2017.
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