Johannes Meier, Die Zeit der Reformation aus anderem Blickwinkel. Eine lateinamerikanisch-ökumenische Perspektive.

Johannes Meier (Hg.),

Die Zeit der Reformation aus anderem Blickwinkel

Eine lateinamerikanisch-ökumenische Perspektive

Studium zur Außereuropäischen Christentumsgeschichte, Band 36

Harrassowitz Verlag, Wiesbaden

2021, 270 Seiten, br.

(ISBN 978-3-447-11600-8)

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Die Reformation in Mitteleuropa und die weltweite Ausbreitung des Katholizismus waren zwei gleichzeitige Vorgänge im Christentum. Drei Tage vor der Anhörung Martin Luthers auf dem Reichstag in Worms (17./18. April 1521) taufte P. Pedro de Valderrama, Teilnehmer an der Weltumsegelung Fernando Magellans, auf der Insel Cebú das dortige Königspaar. Mit dem Taufgeschenk an die Königin, einer Figur des Jesuskindes in flämischer Tracht, in der linken Hand den Weltapfel tragend, begann auf den Philippinen dessen bis heute lebendige Verehrung.

Am selben Tag, an dem Luther noch vor Verhängung des Wormser Ediktes auf der Wartburg in Sicherheit gebracht wurde (4. Mai 1521), starb in Santo Domingo der Prior der ersten Kommunität der Dominikaner in Amerika, Pedro de Córdoba. Er war der intellektuelle und spirituelle Initiator des christlichen Kampfes für die Menschenrechte der Urbevölkerung des Doppelkontinents, Wegbereiter von Bartolomé de Las Casas und vielen anderen engagierten Missionaren. Umgekehrt gelangten durch flämische und spanische Teilnehmer des Wormser Reichstags erste reformatorische Schriften in die iberische Welt.

Die in diesem Buch dokumentierte Magdeburger Tagung des Stipendienwerks Lateinamerika-­‐Deutschland wollte zu einer neuen Lektüre jener Zeit vor 500 Jahren anregen, eine andere Perspektive in das Reformationsgedenken einbringen. Es gilt, nicht nur die in der europäischen Geschichtsschreibung lange dominante gegenseitige Ausgrenzung der Konfessionen zu überwinden, sondern auch die noch immer allgegenwärtige Ausgrenzung der jahrhundertelang dem Kolonialismus unterworfenen außereuropäischen Völker und ihrer Erfahrungen.

Der Band enthält zwölf Beiträge von Autoren aus Brasilien, Chile, Dänemark, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Peru und den USA, je sechs in spanischer und deutscher Sprache mit beigegebenen Resümees in beiden Sprachen. Den Rahmen bilden eine transkontinentale Einführung in die Epoche und eine verbindende Zeittafel.

Anliegen dieser Tagung war es, das deutsche Reformationsgedenken auf einen weltkirchlichen Horizont hin zu öffnen, in den Kontext einer Kirchengeschichte in transkontinentaler Perspektive einzubringen und Pisten auszulegen für ein interkulturell-befreiungstheologisches ökumenisches Gespräch. Dafür wurde der Tagungsort Magdeburg im Hinblick auf die 83 Teilnehmer, darunter 30 aus Lateinamerika, mit Bedacht gewählt.